Kritische Zwischenfälle in der Anästhesie - Kritische Zwischenfälle in der Anästhesie verhindern

Kritische Zwischenfälle in der Anästhesie

Kontakt aufnehmen

Alles zu komplex? Kritische Zwischenfälle in der Anästhesie verhindern und erfolgreich managen

"Wie ein Jongleur, der viele Bälle in der Luft hält" (Newport 2020)

Steigendes medizinisches Wissen, modernste Technik, wie Beatmungsgeräte mit ausgefeilten Funktionen, standardisierte Abläufe und gut geschultes medizinisches Personal - das ist die Anästhesie von heute. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Zeitdruck, hohe Arbeitsbelastung, zunehmende administrative Aufgaben, ältere und kränkere Patienten, komplizierte Technik und explodierendes Wissen in einem komplexen Arbeitsumfeld sind die andere Seite der Medaille.

Obwohl die anästhesiebedingte Sterblichkeit zurückgegangen ist, kommt es immer noch zu kritischen Zwischenfällen mit schwerwiegenden Folgen für Patienten, Familie, Klinikpersonal und Organisationen.

  • Wie kann das in der Anästhesie tätige Personal in diesem komplexen Umfeld unterstützt werden?
  • Welche Hilfsmittel stehen bereits zur Verfügung, um die Entwicklungen im Auge zu behalten?
  • Brauchen wir eine neue Sicherheitskultur?

Alles zu komplex? Komplexität erfolgreich managen!

Dr. Staender (Chefarzt Anästhesie & Intensivmedizin am Spital Männedorf; Präsident der EUPSF) gibt in seinem Vortrag auf dem DAC 2021 in dem Satelliten Symposium mit dem Thema "Fokus Patientensicherheit im OP" Antworten u.a. auf folgende Fragen:

  • Was ist Komplexität und wie entsteht diese?
  • Was bedeutet Resilienz im klinischen Kontext?
  • Mit welchen aktuellen Ansätzen kann man Komplexität noch erfolgreicher managen?

Aktuelles: Schlauchvertauschung während der Anästhesie

Die neue Version der ISO 80601-2-13

Immer wieder passierte es, dass Patientenschlauchsysteme falsch angeschlossen wurden. Dies führte dazu, dass die Patienten nicht sicher und richtig beatmet werden konnten. Die neue Version der ISO 80601-2-13 konkretisiert die Vorgaben bzgl. der Schlauchanschlüsse und trägt zur konstruktiven Sicherheit bei, sodass ein fehlerhafter Anschluss der Schläuche erheblich erschwert wird. In diesem Video werden die bisherigen Fehlermöglichkeiten beim Anschluss der Patientenschläuche dargestellt und die konstruktiven Änderungen bzgl. der neuen Version der ISO 80601-2-13 erläutert. 

Für mehr Patientensicherheit – Steigen Sie jetzt auf die neue Version des ISO 80601-2-13 Standards um!

Schlauchvertauschung in der Anästhesie: Zwischenfälle vermeiden!

Frau Dr. Brinker (Fachärztin für Anästhesiologie; Wissenschaftliche Mitarbeiterin BfArM) thematisiert in ihrem Vortrag auf dem DAC 2021 in dem Satelliten Symposium mit dem Thema "Fokus Patientensicherheit im OP"  u.a. folgende Punkte:

  • Vorkommnismeldungen in Verbindung mit perioperativ vertauschten Patientenschlauchsystemen
  • Bisherige Maßnahmen & Empfehlungen für die tägliche Routine
  • Kommende Änderungen der ISO 80601-2-13 in Bezug auf den Handbeatmungsbeutelanschluss und die Patientenschlauchsysteme
de_de_schlauchtertauschung-3-2-nearwhite.jpg

Whitepaper: Vertauschte Beatmungsschläuche am Anästhesiegerät

In den letzten Jahren wurden in Österreich mehrere folgenschwere Fälle von vertauschten Beatmungsschläuchen an Anästhesiegeräten gemeldet. Auch wenn dieses Problem eher selten auftritt, muss es in jedem Fall vermieden werden. Technische Lösungsansätze sowie einfache und schnelle Kontrollmöglichkeiten für den Anästhesisten werden im Folgenden dargestellt.

de_de_iso_80601_3-2.jpg

ISO 80601-2-13: Für mehr Patientensicherheit

Der ISO 80601-2-13 Standard beschreibt die Anforderungen an einen Anästhesiearbeitsplatz und soll die Patientensicherheit im OP verbessern. Trotzdem wurden in mehreren Fällen die Patientenschlauchsysteme falsch angeschlossen. Dies führte dazu, dass die Patienten nicht sicher und richtig beatmet werden konnten.

Sicher, aber kompliziert?

Während die anästhesiebedingte Mortalität in den letzten Jahrzehnten bemerkenswert zurückgegangen ist, ist die Zahl der kritischen Zwischenfälle immer noch signifikant. Aber warum ist es so schwierig, das Auftreten von perioperativen kritischen Ereignissen zu kontrollieren? Die Anästhesie ist nicht nur kompliziert, sondern hochkomplex und eng gekoppelt. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, warum die Arbeit in der Anästhesie als weitaus komplexer angesehen werden kann als die Arbeit im Cockpit eines Flugzeugs.

Anesthesia-related-mortality_DE_3-2.jpg

Sicheres Fachgebiet mit Herausforderungen?

In der Anästhesiologie ist die perioperative Sterblichkeit in den letzten Jahrzehnten bemerkenswert zurückgegangen2. Faktoren wie die Verfügbarkeit hochentwickelter Technik, verbesserte Narkosemedikamente sowie Schulungskonzepte, Richtlinien und Standardisierung haben die anästhesiebedingte Sterblichkeit auf das Niveau von „High Reliability Organisations“ (HRO) wie der Flugsicherung gesenkt3. Während vor 50 Jahren die direkt durch Anästhesie verursachten Todesfälle bei gesunden Patienten im Bereich von 1-2 pro 10.000 Anästhesien lagen, liegen die Zahlen heute näher bei 1 pro 100.0004. Dennoch gibt es weltweit große Unterschiede. So lag in einer Studie, die Erhebungen aus den Jahren 1995 - 2008 einschließt, die Rate der anästhesiebedingten Sterblichkeit in Taiwan noch bei 1 pro 10.000 und damit etwa 10-mal höher als z.B. in den USA, Japan und Großbritannien5.

Alles zu komplex?
critical-incidents-100242-en-2109-teaser-image-9-11.jpg

Erfahren Sie im Whitepaper, warum die Anästhesie nicht nur kompliziert, sondern auch komplex ist, und wie sich das auf die Patientensicherheit auswirkt.

Konzepte für Heute und Morgen

Grafik_Safety-I-II_DE_3-2.jpg

Im Jahr 2010 wurde die Helsinki-Deklaration zur Patientensicherheit in der Anästhesie vom European Board of Anaesthesiologists (EBA) in enger Zusammenarbeit mit der European Society of Anaesthesiology and Intensive Care (ESAIC, früher ESA) veröffentlicht. Die Helsinki-Deklaration ist eine gemeinsame europäische Stellungnahme zu den Maßnahmen, die zur Verbesserung der Patientensicherheit in der perioperativen Versorgung praktisch und sinnvoll sind. 

Insgesamt sind neue Ansätze notwendig, um die Patientensicherheit in der anspruchsvollen Arbeitsumgebung der heutigen klinischen Akutversorgung zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist die Ergänzung des Safety-I Konzeptes durch Safety-II.

Konzepte für heute und morgen – ist Safety-II die Antwort?
A-European-Opinion-100243-en-2109-teaser-image-9-11.jpg

Safety-I wird nicht mehr den Feinheiten und der Komplexität des heutigen Gesundheitswesens gerecht. Erfahren Sie im Whitepaper, welchen Zusatznutzen Safety-II bringen kann.

Was sind hilfreiche Werkzeuge, um diese Herausforderung zu meistern?

Standards und Leitlinien liefern relevante Informationen für die besten Behandlungsoptionen, um veraltete und ineffiziente Praktiken zu reduzieren. Während Standards von einer Autorität festgelegte Kriterien sind, die zu den besten Ergebnissen führen, sind Leitlinien "praktische Helfer", die erklären, wie man eine Aufgabe ausführt. Leitlinien und kognitive Hilfen bieten die Möglichkeit, die enorme Menge an Wissen zu bündeln und dem Kliniker zur Verfügung zu stellen.

In der Summe sind Standards, Leitlinien und kognitive Hilfen wertvolle Werkzeuge, um den hohen Anforderungen in der Gesundheitsversorgung gerecht zu werden, und aktuelle Bestrebungen zielen darauf ab, komplexe dynamischen Prozesse zu integrieren. Aber sie sind kein Patentrezept, wenn es um den Umgang mit Komplexität geht - eine exponentielle Zunahme des Wissens macht es immer schwieriger, die relevanten Fakten für die praktische Arbeit in der akuten klinischen Situation zeitnah zu extrahieren. 

Hilfreiche Werkzeuge, um den Herausforderungen der Komplexität zu begegnen
Helpful-Tools-100244-en-2109-teaser-image-9-11.jpg

Standards und Leitlinien sind eine sinnvolle Maßnahme zur Durchsetzung bewährter Verfahren. Sie haben allerdings ihre Grenzen. Erfahren Sie im Whitepaper, wie kognitive Hilfsmittel und andere Tools zur Verbesserung der Patientensicherheit beitragen können.

Unterstützung durch Technologie

respiratory-care-doctor-during-an-operation-3-2-HOSPITAL DEL NINO_51577.jpg

Die Möglichkeiten und Grenzen der Unterstützung durch Medizintechnik

Die technischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte haben zu großen Verbesserungen der Patientensicherheit beigetragen, angefangen bei der Anwendung von Ultraschall für die Platzierung von Kathetern bis hin zu neuen Ansätzen im klinischen Atemwegsmanagement, wie Atemwegsalgorithmen, Videolaryngoskopie und fortschrittliche supraglottische Atemwegssicherungen28. Das Ziel eines modernen Anästhesiearbeitsplatzes ist es, das klinische Team in seinem komplexen Umfeld zu unterstützen, um schnelle und fundierte Entscheidungen zu treffen. 

Während automatisierte Systeme und Assistenzsysteme die Arbeitsbelastung des Anästhesisten und die Möglichkeit menschlicher Fehler verringern, birgt die Technologie aber auch das Risiko, noch mehr Komplexität hinzuzufügen. Was kann dagegen heute getan werden? Wie können Ärzte und Pflegekräfte in der Anästhesie unterstützt werden? Und welche neuen Tools stehen zur Verfügung?

Unterstützung durch Technologie zur Verhinderung und Bewältigung kritischer Vorfälle in der Anästhesie
Support-by-Technology-100246-en-2109-teaser-image-9-11.jpg

Erfahren Sie im Whitepaper, wie Technologie die Patientensicherheit heute und zukünftig verbessern kann und, welche Grenzen sie hat.

ESAIC Euroanaesthesia 2021: Fokus Patientensicherheit

Sehen Sie sich die klinischen Vorträge (in englischer Sprache) an, die auf dem Dräger-Satellitensymposium 2021 gehalten wurden. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Assistenzsysteme zur Verbesserung der Patientensicherheit in der Anästhesie beitragen können.

Value-based anaesthesia

Prof. Javier Garcia Fernandez takes a different view on evidence based medicine and how the concept of value based medicine can help improve patient safety.

Assistance systems – improving patient safety and clinical processes

Prof. Goezde Inan shares her view and research results on how assistance systems can help reduce complexity to improve clinical outcomes while facilitating clinical processes, taking Dräger SmartPilot View as an example.

Newsletter icon

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Erhalten Sie die neuesten Informationen von Dräger, einschließlich Schulungsressourcen, Produktinnovationen, Veranstaltungshinweise und vieles mehr - alles relevant für Ihren Interessenbereich.

Kontakt mit Dräger aufnehmen

Kontakt Medizintechnik

Dräger Austria GmbH

Medizintechnik
Perfektastraße 67
Wien 1230

+43 1 609 04 - 0

🖷 +43 1 699 45 97

Literaturnachweise

1.         Newport, M., Smith, A. F. & Lewis, S. R. An arrow pointing somewhere: Qualitative study of the Helsinki declaration on patient safety and its role in European anaesthesiology. Eur J Anaesthesiol 37, 1–4 (2020).

2.         Bainbridge, D., Martin, J., Arango, M., Cheng, D., & Evidence-based Peri-operative Clinical Outcomes Research (EPiCOR) Group. Perioperative and anaesthetic-related mortality in developed and developing countries: a systematic review and meta-analysis. Lancet 380, 1075–1081 (2012).

3.         Staender, S. Safety-II and resilience: the way ahead in patient safety in anaesthesiology. Curr Opin Anaesthesiol 28, 735–739 (2015).

4.         Higham, H. & Baxendale, B. To err is human: use of simulation to enhance training and patient safety in anaesthesia. Br J Anaesth 119, i106–i114 (2017).

5.         Liu, T.-C. et al. Survey of 11-year anesthesia-related mortality and analysis of its associated factors in Taiwan. Acta Anaesthesiol Taiwan 48, 56–61 (2010).

6.         Cook, T. M., Woodall, N., Frerk, C., & Fourth National Audit Project. Major complications of airway management in the UK: results of the Fourth National Audit Project of the Royal College of Anaesthetists and the Difficult Airway Society. Part 1: anaesthesia. Br J Anaesth 106, 617–631 (2011).

7.         Reason, J. Safety in the operating theatre - Part 2: human error and organisational failure. Qual Saf Health Care 14, 56–60 (2005).

8.         Robertson, J. J. & Long, B. Suffering in Silence: Medical Error and its Impact on Health Care Providers. J Emerg Med 54, 402–409 (2018).

9.         Hoffman, J. R. & Kanzaria, H. K. Intolerance of error and culture of blame drive medical excess. BMJ 349, g5702 (2014).

10.       Helmreich, R. L. On error management: lessons from aviation. BMJ 320, 781–785 (2000).

11.       Heard, G. Errors in medicine: A human factors perspective. Australasian Anaesthesia (2005).

12.       Spaeth, J., Schweizer, T., Schmutz, A., Buerkle, H. & Schumann, S. Comparative usability of modern anaesthesia ventilators: a human factors study. Br J Anaesth 119, 1000–1008 (2017).

13.       Preckel, B. et al. Ten years of the Helsinki Declaration on patient safety in anaesthesiology: An expert opinion on peri-operative safety aspects. Eur J Anaesthesiol 37, 521–610 (2020).

14.       Braithwaite, J., Wears, R. L. & Hollnagel, E. Resilient health care: turning patient safety on its head. Int J Qual Health Care 27, 418–420 (2015).

15.       Smith, A. F. & Plunkett, E. People, systems and safety: resilience and excellence in healthcare practice. Anaesthesia 74, 508–517 (2019).

16.       Carthey, J., Walker, S., Deelchand, V., Vincent, C. & Griffiths, W. H. Breaking the rules: understanding non-compliance with policies and guidelines. BMJ 343, d5283 (2011).

17.       Vincent, C. & Amalberti, R. Progress and Challenges for Patient Safety. in Safer Healthcare: Strategies for the Real World (eds. Vincent, C. & Amalberti, R.) 1–12 (Springer International Publishing, 2016). doi:10.1007/978-3-319-25559-0_1.

18.       Creswick, N., Westbrook, J. I. & Braithwaite, J. Understanding communication networks in the emergency department. BMC Health Serv Res 9, 247 (2009).

19.       Schild, S. et al. A Digital Cognitive Aid for Anesthesia to Support Intraoperative Crisis Management: Results of the User-Centered Design Process. JMIR Mhealth Uhealth 7, e13226 (2019).

20.       Staender, S., Davies, J., Helmreich, B., Sexton, B. & Kaufmann, M. The anaesthesia critical incident reporting system: an experience based database. Int J Med Inform 47, 87–90 (1997).

21.       Pham, J. C., Girard, T. & Pronovost, P. J. What to do with healthcare incident reporting systems. J Public Health Res 2, e27 (2013).

22.       Staender, S. Incident reporting in anaesthesiology. Best Pract Res Clin Anaesthesiol 25, 207–214 (2011).

23.       Quandt, C. & Friedrich, L. [Competence-based Training in the ‘Protected Environment’: From Sheltered Space to Real Life]. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 53, 12–19 (2018).

24.       Rothkrug, A. & Mahboobi, S. K. Simulation Training and Skill Assessment in Anesthesiology. in StatPearls (StatPearls Publishing, 2021).

25.       Lei, C. & Palm, K. Crisis Resource Management Training in Medical Simulation. in StatPearls (StatPearls Publishing, 2021).

26.       Howard, S. K., Gaba, D. M., Fish, K. J., Yang, G. & Sarnquist, F. H. Anesthesia crisis resource management training: teaching anesthesiologists to handle critical incidents. Aviat Space Environ Med 63, 763–770 (1992).

27.       Weaver, S. J., Dy, S. M. & Rosen, M. A. Team-training in healthcare: a narrative synthesis of the literature. BMJ Qual Saf 23, 359–372 (2014).

28.       John Doyle, D., Dahaba, A. A. & LeManach, Y. Advances in anesthesia technology are improving patient care, but many challenges remain. BMC Anesthesiol 18, 39 (2018).

29.       Ruskin, K. J., Ruskin, A. C. & O’Connor, M. Automation failures and patient safety. Curr Opin Anaesthesiol 33, 788–792 (2020).

30.       Zippel, C., Börgers, A., Weitzel, A. & Bohnet-Joschko, S. Many critical incidents could be avoided by preanaesthesia equipment checks: lessons for high reliability organisations. Eur J Anaesthesiol 31, 289–291 (2014).

31.       Zippel, C. & Bohnet-Joschko, S. Innovation for Safe and Effective Medical Devices: Contributions From Postmarket Surveillance. Ther Innov Regul Sci 51, 237–245 (2017).

32.       Perrow, C. Normal Accidents: Living with High Risk Technologies - Updated Edition. (Princeton University Press, 2011).