Gemeinsam gegen Delir - Delir-Therapie bei Hypoaktiven und Hyperaktivem Delir und Screening-Methoden

Gemeinsam gegen Delir

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Delir: kein Durchgangssyndrom, sondern medizinischer Notfall

Bis zu 80% der beatmeten Intensivpatienten und 52,2% der chirurgischen Patienten entwickeln Delir.1, 2 Das hat schwerwiegende Folgen für Patienten und Kliniken: erhöhte Letalität3, schlechteres Behandlungsergebnis4 und verlängerter Krankenhausaufenthalt.5 Präventive Maßnahmen können dabei die Delirrate signifikant senken und eine Delir-Therapie kann zur Genesung beitragen.6, 7, 8, 9 Trotzdem wird nur bei 27 % der Patienten auf der Intensivstation ein validiertes Delir-Screening durchgeführt.10

Was ist Delir?

Delir ist eine klassische Organdysfunktion und stellt somit einen medizinischen Notfall dar. Als Delir bezeichnet man eine akute, aber rückbildungsfähige Bewusstseinsstörung, die unter anderem durch zeitliche und räumliche Desorientiertheit, Verwirrtheit und Halluzinationen gekennzeichnet ist.13

Ph​änotypen von Delir: Hypoaktives Delir und Hyperaktives Delir

Delir wird je nach motorischem Erscheinungsbild in drei Phänotypen unterteilt13:

  • Hypoaktives Delir (30%) mit Schläfrigkeit und Bewusstseinsstörungen. Extremform: katatone Variante. Hinweis: Diese klinisch unauffälligen Verläufe werden häufig übersehen, mit der Konsequenz einer deutlich höheren Letalität als bei hyperaktivem Delir (33% vs. 15%)14.
  • Hyperaktives Delir (5%) mit Schreckhaftigkeit und Unruhe. Extremform: exzitatorische Variante.
  • Mischtyp (65%).

Pathophysiologie des postoperativen Delirs

Der genaue Pathomechanismus ist noch ungeklärt. Nach heutigem Kenntnisstand wird das Delir durch eine Neurotransmitter-Imbalance (Acetylcholin, Dopamin und Serotonin) und/oder Veränderungen im Natriumhaushalt hervorgerufen. Die Liste der möglichen Ursachen ist daher lang und umfasst neben Infektionen, Medikamenten- oder Alkoholentzug und Elektrolytstörungen auch Traumen (inkl. chirurgischer Stimulus), Schmerz, Polypharmazie, metabolische Störungen, Immobilisation, Vergiftungen, Entzündungsreaktionen, Mangelernährung und Hypoxie; auch eine genetische Prädisposition wird diskutiert.

Auf Basis dieser Faktoren wurden verschiedene Hypothesen beschrieben. Die neuronale Alterungshypothese beispielsweise verweist auf ein höheres Alter als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung eines Delirs bei kritisch kranken Patienten, wofür eine altersbedingt reduzierte physiologische Reserve ursächlich zu sein scheint. Dies resultiert in einer Beeinflussung der neuronalen Signalverarbeitung und wird begleitet durch einen altersbedingten Neuronenverlust und neuroinflammatorische Effekte (erhöhte Zytokine und Akute-Phase-Proteine), während die physiologischen antioxidativen Schutzmechanismen abnehmen. Weitere Modelle gehen auf oxidativen Stress, neuroendokrine Einflüsse und Störungen im zirkadianen Rhythmus ein. Letztlich stellt sich aber immer eine Neurotransmitter-Imbalance ein (v. a. Acetylcholin-Mangel und Überschuss von Dopamin/Serotonin), welche die kortikale Signalverarbeitung beeinträchtigt und das Delir auslöst.

Delir-Diagnostik/Delir-Screening

Für die sichere Diagnostik eines Delirs sind validierte Testverfahren vorhanden, beispielsweise die ‚Confusion Assessment Method for the ICU‘ (CAM- ICU) für Intensivpatienten und 3D-CAM oder CAM-S für Patienten auf der Normalstation.

CAM-ICU im Detail

Diagnose nach ICD-10 2021

F05 Delirium, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt

Ein ätiologisch unspezifisches hirnorganisches Syndrom, das charakterisiert ist durch gleichzeitig bestehende Störungen des Bewusstseins einerseits und mindestens zwei der nachfolgend genannten Störungen andererseits: Störungen der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses, der Psychomotorik, der Emotionalität oder des Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Dauer ist sehr unterschiedlich und der Schweregrad reicht von leicht bis zu sehr schwer.

Inkl.: Akut oder subakut: exogener Reaktionstyp, hirnorganisches Syndrom, psychoorganisches Syndrom, Psychose bei Infektionskrankheit, Verwirrtheitszustand (nicht alkoholbedingt)

Exkl.: Delirium tremens, alkoholbedingt oder nicht näher bezeichnet (F10.4)

F05.0  Delir ohne Demenz

F05.1  Delir bei Demenz (Soll die Art der Demenz angegeben werden ist eine zusätzliche Schlüsselnummer anzugeben.)

F05.2 bis F05.7  gelöscht

F05.8  Sonstige Formen des Delir (Delir mit gemischter Ätiologie / Postoperatives Delir)

F05.9  Delir, nicht näher bezeichnet

In der Praxis wird das Delir im Krankenhaus und insbesondere auf Intensivstationen meist mit der Nummer F05.8 verschlüsselt, vereinzelt auch mit F05.9.

Interprofessionelles Delir-Kernteam

Ein multiprofessionelles „Delir-Kernteam“ kann die Betreuung der Patienten erleichtern und damit das Delir-Risiko senken. Neben einem Koordinator, der als Ansprechpartner für das Team und gleichzeitig als konstante Begleitperson für Patienten fungiert, sollten auch Apotheker, Physiotherapeut, Geriater, Unfallchirurg und Schmerztherapeuten dabei sein. Situationselastisch können weitere Fachdisziplinen hinzugezogen werden, etwa Logopäden nach Schlaganfall oder Ernährungswissenschaftler bei Unterernährung. Zusätzlich ist die Einbindung der Angehörigen als Teil des Teams rund um den Patienten nicht zu vernachlässigen, da diese verschiedene Aufgaben übernehmen können (wie bspw. Sachen des Patienten mitbringen oder auch Ruhe und Geborgenheit geben).

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Ursachen von postoperativem Delir, Delir-Screening und Massnahmen zur Delir-Prävention

Fürhmobilisierung kann deliranten Patienten schneller wieder auf die Beine bringen ;)

Der optimale Verlauf einer Delir-Therapie

Mittlerweile dürfte bekannt sein, dass es sich bei Delir nicht um eine passagere, relativ harmlose Störung handelt. Erfahren Sie, welche Formen und Patophysiologie vorliegen können sowie welche präventiven und therapeutischen Massnahmen anhand des Behandlungsverlaufs zurzeit in der Fachliteratur empfohlen werden. Zusätzlich bieten Ihnen praktische Tipps unserer Experten Anreize, wie Sie Delir-Prophylaxe und -Therapie institutionell verankern können.

Die Delirpräventation wird heutzutage noch viel zu selten berücksichtigt

Delir-Prävention als ganzheitlicher Ansatz

Es ist selbsterklärend, dass die Massnahmen wie Delir-Screening, Frühmobilisierung, Förderung der kognitiven Aktivität oder Konstanz des Pflegepersonals, arbeitsaufwändig und daher ressourcenintensiv sind. Aus den ökonomischen Belastungen für die Betreuung von Patienten mit Delir scheint allerdings auch hervorzugehen, dass sich präventive Massnahmen als insgesamt kostengünstiger herausstellen könnten. Die wesentliche Voraussetzung für anhaltende Änderungen ist aber ein verstärktes Bewusstsein, also ein gewisser „Mindset“ für die Problematik des Delirs im Spital. Dazu zählen Faktoren wie das Auftreten/„Übersehen“ von Delir (v. a. der hypoaktiven Form), die Folgen für Patienten und Spital, aber auch der entsprechenden verfügbaren Gegenmassnahmen.

Broschüre zur Aufklärung von Betroffenen bei Delirpatienten

Aufklärung von Betroffenen

Nutzen Sie gerne unseren Flyer „Delir – Informationen für Patient:innen und Angehörige“, um Betroffene, die bei Ihnen im Haus behandelt werden, aufzuklären. Sie können den Flyer gerne in Ihrem Interesse mit eigenem Logo sowie Kontakt ergänzen. Füllen Sie einfach das folgende Formular aus und wir werden Ihnen den Flyer schnellstmöglich digital zur Verfügung stellen.

Aktuelle Symposien: Präventionsstrategien zur Vermeidung des postoperativen Delirs

Erfahren Sie, was Experten aus der Anästhesie und Intensivmedizin zum aktuellen Stand der Wissenschaft und deren praktischer Anwendung berichten. Was sind beispielsweise nicht-medikamentöse Strategien zur Delirvermeidung und -Therapie, welche Risiken birgt die Polypharmazie bzw. spezifische Medikamente oder wie sieht es bezüglich Narkoseverfahren und Anästhesietiefesteuerung aus?

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Best Practice in der Delir-Prävention auf der Intensivstation

Prof. Dr. Norbert Zoremba, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Sankt Elisabeth Hospital Gütersloh, gehalten beim DIVI 2021

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„Quiet ICU“ - Ansätze zur Prävention & Therapie von Delirien I Prof. Dr. Alawi Lütz beim DAC 2022

„Quiet ICU“ - Ansätze zur Prävention & Therapie von Delirien Prof. Lütz (Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin an der Charité Berlin) behandelt in seinem Vortrag im Rahmen des Satellitensymposiums das Thema „Quiet ICU“.

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Perioperative strategies to prevent delirium I Prof. Dr. Mark Coburn I Euroanaesthesia 2022

Das postoperative Delirium wird zunehmend als ein wichtiger Faktor für unerwünschte Ergebnisse bei Anästhesie erkannt. Es kann durch verschiedene Faktoren gefördert oder sogar ausgelöst werden. Dennoch lässt sich das Risiko durch verschiedene Strategien reduzieren. Sehen Sie hierzu den Vortrag "Perioperative strategies to prevent delirium" von Prof. Dr. med. Mark Coburn, Bonn, Deutschland (auf Englisch) von der Euroanaesthesia 2022.

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Managing depth of anaesthesia to prevent postoperative delirium I Dr. Peitro Martorano I EA 2022

Das postoperative Delirium wird zunehmend als ein wichtiger Faktor für unerwünschte Ergebnisse bei Anästhesie erkannt. Es kann durch verschiedene Faktoren gefördert oder sogar ausgelöst werden. Dennoch lässt sich das Risiko durch verschiedene Strategien reduzieren. Sehen Sie hierzu den Vortrag "Managing depth of anaesthesia to prevent postoperative delirium" von Dr. Peitro Paolo Martorano, Ancona, Italien (auf Englisch) von der Euroanaesthesia 2022.

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Zirkadiane Intensivmedizin – Raumgestaltung zur Prävention von Delir und mehr

Prof. Dr. Alawi Lütz, Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin an der Charité Berlin sowie Dozent an der Technische Universität Berlin, gehalten beim DIVI 2021

Klinische Evidenz zu Delir

Lesen Sie die folgenden Studien, Reviews und Guidelines, um zu erfahren wie präventive und therapeutische Delir-Massnahmen auf die Verbesserung der klinischen und wirtschaftlichen Ergebnisse einwirken.

Das Delirrisiko vorab identifizieren

Bereits vor einem Eingriff ist das Risiko eines Patienten für ein postoperatives Delir zu erheben. Zu den nicht modifizierbaren Risikofaktoren zählen unter anderem: Delir bei früheren Spitalaufenthalten (6fach erhöhtes Risiko), Demenz oder kognitive Dysfunktion (3-4fach erhöht), männliches Geschlecht oder chronische renale / hepatische Erkrankungen.16

Nichtmedikamentöse, multidimensionale Prävention senkt die Delirrate

Multiple Faktoren können das Auftreten und die Schwere eines Delirs beeinflussen und sollten daher in der Delirprophylaxe berücksichtigt werden.

In einer kontrollierten, nichtrandomisierten Studie konnten Inouye et al. bereits 1999 erste Hinweise dafür liefern, dass eine nichtmedikamentöse, multidimensionale Delirprävention die Delirrate signifikant zu senken vermag.7

Vielzahl an Massnahmen zur Reduktion der Delirinzidenz

Laut einer Metaanalyse kann durch folgendes Vorgehen die Delirinzidenz um 44 % gesenkt werden: Frühmobilisierung, Reorientierung, Schlafverbesserung, einer adäquaten Schmerztherapie, optimierte Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr sowie Vermeidung einer Polypharmazie.6

Reduktion von Schlafunterbrechungen

Im Spital kommt es vermehrt zu Schlafunterbrechungen durch pflegerische und ärztliche Maßnahmen, unangebrachte Beleuchtung und eine nicht angepasste Gesprächslautstärke. Ein hoher Geräuschpegel verursacht besonders auf der Intensivstation Stress und Schlaflosigkeit und kann dadurch ein Delir auslösen.

Daher muss im Spital mit dieser Problematik bewusst umgegangen und ein Hauptaugenmerk auf eine angemessene Nachtruhe gelegt werden. Bei orientierten und nicht deliranten Patienten minimieren Augenmasken und Ohrstöpsel die Geräusch- und Lichtexposition deutlich und verbessern so die Schlafqualität. In einer Kohortenstudie war eine Verringerung der Schlafunterbrechung mit einer Reduktion der Delirinzidenz von 33 auf 14 % assoziiert.17

Frühmobilisierung durch Physio- und Ergotherapie

Während eines Spitalaufenthaltes ist die Mobilität reduziert. Dadurch verlieren Patienten häufig sehr schnell an Muskelmasse und folglich an Muskelkraft. Die dadurch bedingte Bewegungseinschränkung ist mit einer längeren Spitalverweildauer und einem gehäuften Auftreten neuropsychiatrischer Dysfunktionen verbunden.

In einer randomisierten kontrollierten Studie konnte gezeigt werden, dass die Delirrate durch eine frühe Physio- und Ergotherapie während des Spitalaufenthaltes von 41 auf 28 % sinkt und die Rückkehr in ein selbstständiges Leben signifikant häufiger gelingt.8

Zusätzlich sorgt eine intensive Physiotherapie in den Tagesstunden für körperliche Müdigkeit und damit für eine stabile Nachtruhe.7

Einbindung von Angehörigen

Die Unterstützung durch Angehörige/Freunde kann das Risiko um fast ein Drittel reduzieren.16 Sie können einerseits Organisatorisches übernehmen (Sehen und Hören optimieren: Ist die richtige Brille dabei, sind die Batterien der Hörgeräte voll?), und andererseits ein für den Patienten vertrautes Umfeld schaffen. Grosszügige Besuchszeiten können diese Rolle für Angehörige erleichtern.

Einbindung der relevanten Kliniker während des Patientenaufenthalts

An einer orthopädischen Abteilung erhielten hüftorthopädische Patienten spezielle Konsultationen durch einen Geriater, die präoperativ oder innerhalb von 24 Stunden nach der OP begonnen. Die Konsultationen wurden täglich durchgeführt, der Geriater konnte auf Basis eines strukturierten Protokolls gezielte Massnahmen zur Delirprävention vorschlagen. Ein Delir trat bei 50% der Kontrollgruppe vs. 32% der Interventionsgruppe auf.18

Regional- vs. Zentralanästhesie

Bezüglich Delirs scheint laut derzeitigem Wissensstand eine generelle Empfehlung für ein bestimmtes Verfahren – Regionalanästhesie (RA) vs. Zentralanästhesie (GA) – nicht möglich zu sein. Ursächlich sind zwei Faktoren: Erstens sind die entsprechenden Studien nicht stringent bezüglich der Trennung von RA und GA, beispielsweise werden bei RA auch Benzodiazepine und Narkotika eingesetzt. Zweitens lässt sich der Stressfaktor schlecht beschreiben: Liegt das Delirrisiko durch die Narkosemedikation vor oder aufgrund von Agitation/Stress? Diese beide unterschiedlichen Felder sind in Studien nicht einwandfrei zu trennen. Ein wirklicher Vorteil könnte sich in naher Zukunft bei richtiger Kombination von RA und Sedativa (z.B. Dexmedetomidin) zeigen, die entsprechenden Studien werden zeitnah erwartet. Klar ist derzeit lediglich, dass bei zu tiefer Narkose die Delirrate steigt.19-22

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Massnahmen zu Delir-Therapie und -Prävention

Die Durchsetzung eines wirksamen Konzepts zur Delir-Therapie und -Prävention erfordert neben der technischen Ausstattung insbesondere die Sensibilisierung des klinischen Personals und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachabteilungen. Delir-Konzepte sind dabei ein grosses Puzzle, in dem die verschiedenen Teile bzw. Massnahmen ineinandergreifen. Dabei können bereits kleine Schritte einen grossen Unterschied machen.

Erfahren Sie in der folgenden Broschüre, wie wir Sie mit unseren Produkten, Beratungsleistungen und Services unterstützen, um konkrete Therapien und Massnahmen zur Delir-Prävention und -Prophylaxe umzusetzen.

ein gesundheitsförderndes Umfeld ist die beste Delirtherapie

Gesundheitsförderndes Umfeld

Reduzierung von Stress und Ängsten durch ein effektives Alarmmanagement und eine durchdachte Raum- und Arbeitsplatzgestaltung

Delirtherapie sinnvoll mit einplanen

Patientenorientierter Prozess

Planen Sie wichtige Massnahmen im Voraus. Denn nur, was geplant wird, findet im stressigen Alltag statt.

Eine patientenindividuelle Anästhesie vermindert das Delirrisiko.

Klinische Massnahmen im OP-Saal

Eine patientenindividuelle Anästhesie reduziert das Risiko einer zu tiefen Narkose und vermindert das Delirrisiko.

Schaffung eines gesundheitsfördernden Umfelds

Reduzierung von Stress und Ängsten durch ein effektives Alarmmanagement und eine durchdachte Raum- und Arbeitsplatzgestaltung.

Auch ein integriertes Alarmmanagement verringert das Delirrisiko oder unterstütz die erfolgreiche Delirtherapie

Reduzierung von Lärm und Stress durch ein effektives Alarmmanagement

An einem Bett einer Intensivstation können täglich bis zu 350 Alarme auftreten, von denen bis zu 95 % klinisch irrelevant sind.23 Zusätzlich zeigen Studien, dass der von der WHO empfohlene Wert des Schallpegels (35 dB) auf Intensivstationen in 50 % der Fälle mit Lärmpegeln von 52–59 dB deutlich und anhaltend überschritten wird.24 Diese hohe Geräuschbelastung wirkt sich nachweislich negativ auf die Behandlungsergebnisse aus und verstärkt den Stress bei den Patienten.25, 26 Wir unterstützen Sie dabei, Ihre Alarmeinstellungen zu optimieren und bieten Ihnen die Technik, um die verbliebenen Alarme zur richtigen Zeit an die richtigen Personen zu leiten. 

Verteiltes Alarmsystem

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Um kritische Patientenalarme in der Akutpflege sicher zu managen, arbeiten wir für eine integrierte Alarmverteilungslösung mit Ascom zusammen. Wir senden Alarme von unseren Dräger-Patientenmonitoren und -Beatmungsgeräten direkt über das verteilte Informationssystem an das dem jeweiligen Patienten zugeordnete Pflegepersonal. So wird stets ein rechtzeitiges, zielgerichtetes Eingreifen in vielfältigen klinischen Szenarien ermöglicht.

Alarmanalyse

Auch die Alarmanalyse trägt zur Delirtherapie und Delirprävention bei - indem Fehlalarme erkannt und minimiert werden

Mit unserer Alarm History Analytics-Software erhalten Sie wertvolle Einblicke in Ihr täglich anfallendes Alarmaufkommen für eine fundierte Kontrolle und Entscheidungsfindung. So reduzieren Sie die Alarmbelastung am Patientenbett, steigern die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter und Patienten und erhöhen gleichzeitig die Patientensicherheit.

Weniger Stress und verbesserte Abläufe unterstützen die Delir Therapie

Weniger Stress und verbesserte Abläufe dank einer durchdachten Raum- und Arbeitsplatzgestaltung

Eine gesundheitsfördernde Umgebung ist für Patienten und Mitarbeiter gleichermassen positiv. Ein Aspekt ist die konkrete Gestaltung des Raums:11 Ein modernes Arbeitsplatzdesign im Sinne einer gesundheitsfördernden Umgebung, um Stress und Ängste der Patienten zu reduzieren und Arbeitsabläufe zu optimieren, beinhaltet  beispielsweise versteckte Medizintechnik, ein angenehmes Raumkonzept im Hinblick auf Farben, Beleuchtung und Akustik sowie gut geplante Grundrisse und Arbeitsumgebungen. All diese Veränderungen sind mit besseren Ergebnissen im Gesundheitswesen verbunden.12

Versorgungseinheiten, die sich ideal in Ihr Raumkonzept einfügen

Raumgestaltung trägt zur Genesung und Vermeidung von Delir bei

Aus einer Vielzahl von Varianten an medizinischen Versorgungseinheiten erarbeiten wir gemeinsam mit Ihnen und Ihrem Krankenhausplaner einen individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Arbeitsplatz. Zahlreiche Farben und Holzdekore sind für unsere Ambia® und Ponta® auswählbar, sodass sich diese mit den in Ihrem Raumkonzept bestehenden Farben leicht harmonisieren lassen. Ziel ist es dabei stets, dass die Technik für die Patienten und Angehörigen in den Hintergrund tritt und die Atmosphäre im Raum möglichst wohnlich und stressreduzierend wirken kann.

Patientenorientierter Prozess zur Delir-Therapie

Planen Sie Massnahmen für Ihre Patienten mit oder auch ohne Delir mit unserem vollintegrierten PDMS – Dräger Integrated Care Manager (ICM) – im Voraus. Denn nur was geplant wird, findet im stressigen Alltag auch statt.

Digitale Planung und Dokumentation Ihrer Maßnahmen bei der Delir Therapien

Digitale Planung und Dokumentation Ihrer Massnahmen und Therapien

ICM führt alle relevanten Patienteninformationen und medizinischen Daten zusammen und bietet somit dem ärztlichen und pflegerischen Personal einen umfassenden Überblick. ICM zeichnet sich durch eine gemeinsame Datenbasis für die zentralen akutmedizinischen Bereiche des Spitals aus (OP, Intensivstation, Intermediate Care und Neonatologie), sodass alle Informationen stationsübergreifend zur Verfügung stehen. Die stationsspezifischen Oberflächen erlauben eine einfache und intuitive Bedienung.

Perioperative Delirprophylaxe

Eine patientenindividuelle Anästhesie reduziert das Risiko einer zu tiefen Narkose und vermindert das Delirrisiko.

Klinische Massnahmen im OP

Patientenindividuelle Anästhesie

Für die Allgemeinanästhesie konnte in Studien gezeigt werden, dass die Anästhesietiefe einen deutlichen Einfluss auf die Entstehung des Delirs hatte. Somit scheint die sorgfältige Überwachung bzw. Steuerung der Narkosetiefe sinnvoll, um eine zu tiefe Narkose und ein damit verbundenes Delirrisiko zu vermeiden.27-30 Sehen Sie hierzu gerne den Vortrag "Managing depth of anaesthesia to prevent postoperative delirium" von Dr. Peitro Paolo Martorano, Ancona, Italien (auf Englisch) von der Euroanaesthesia 2022.

Anästhesietiefe mithilfe von SmartPilot® View individuell gestalten

SmartPilot® View

SmartPilot® View ist eine Software, die auf Basis von anerkannten Patientenmodellen die kombinierte Wirkung der häufig verwendeten Analgetika und Hypnotika berechnet und vorhersagt. SmartPilot® View unterstützt Ihre Entscheidungsfindung, indem die Software komplexe pharmakokinetische und pharmakodynamische Berechnungen in eine leicht interpretierbare visuelle Information umwandelt, und das sowohl für den aktuellen Status als auch für den zukünftigen Verlauf Ihrer Anästhesie. Die Vermeidung einer Fehl- bzw. Überdosierung und eine adäquate Aufwachphase können dabei helfen, das Risiko eines postoperativen Delirs zu reduzieren

Kontinuierliche Überwachung während des Transports mit dem Patientenmonitor Infinity® M540

Infinity® M540

Ob stationär oder mobil im Einsatz, alle Vitaldaten werden in Echtzeit lückenlos überwacht und einer vernetzten Infrastruktur klinischer Systeme oder diversen medizinischen Daten-Management-Anwendungen zur Verfügung gestellt, um eine umfassende Dokumentation und Analyse zu ermöglichen. Durch seine kompakte Größe ist der M540 für den Einsatz am Patientenbett, während der Mobilisierung oder des Transports und als Workstation hervorragend geeignet.

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Dräger Schweiz AG

Waldeggstrasse 30
3097 Liebefeld BE

+41 58 748 74 74

Quellen

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