Der Integration in die Rüstungsbürokratie, der damit verbundenen Teilhabe am NS-System sowie den Anpassungshandlungen wie den frühen NSDAP-Beitritt von Heinrich Dräger stehen Hilfsaktionen für Verfolgte des NS-Regimes gegenüber. Das waren keineswegs nur vereinzelte Hilfeleistungen. Um diese ausführen zu können, war es essenziell, dass Heinrich Dräger als Unternehmensleiter auf die Infrastruktur des Drägerwerks zurückgreifen konnte. 1940 versuchte Heinrich Dräger, für die jüdische Familie Fritz Silten eine Ausreisegenehmigung zu erwirken. Als das nicht gelang, etablierte er eine fingierte Forschungsarbeit, die als kriegswichtig deklariert wurde. Damit wurde die Familie vor der Deportation in ein Vernichtungslager bewahrt. Vergeblich waren seine Hilfsversuche für den Juristen Dr. Philipp Kozower und dessen Familie. Sie wurden in Auschwitz ermordet.
Heinrich Dräger half auch Menschen, die von den Nationalsozialisten als „Halbjuden“ klassifiziert wurden. Dazu zählte der spätere Philosoph Hans Blumenberg. Blumenberg fand 1943 im Drägerwerk eine Anstellung, die ihm einen gewissen Schutz bot. Mindestens drei weitere sogenannte „Halbjuden“ waren wie Blumenberg im Drägerwerk angestellt.
Ein anderer Fall ist die Unterstützung von Otto Lummitzsch, der 1934 von den Nationalsozialisten der Leitung der Technischen Nothilfe enthoben wurde, weil er sich weigerte, sich von seiner „halbjüdischen“ Frau scheiden zu lassen. Lummitzsch erhielt vom Drägerwerk 1934 einen Beratervertrag und konnte so seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Zu den Personen, die Heinrich Dräger unterstützte, gehörten auch politisch Verfolgte wie ehemalige SPD-Mitglieder und Gewerkschafter, die im Drägerwerk eine Anstellung fanden.