
Der Drägerman
Welche Eigenschaften müsste der oder die nächste Dräger-Vorstandsvorsitzende haben, um das „qualifizierte“ Überleben des Unternehmens zu sichern?
Das sind einige. Er oder sie müsste unsere Preise verteidigen können und neben Kommunikationstalent auch eine Portion Schlagfertigkeit mitbringen. Das bin ich nicht so, schlagfertig war ich noch nie! Das hält sich bis heute in Grenzen. Extrovertiert bin ich auch nicht. Das wird immer wichtiger, nach außen und innen.
Halten Sie es für möglich, dass künstliche Intelligenz künftig Akademiker bei Dräger überflüssig macht?
Das können die Betroffenen am besten beurteilen, ob und wo das der Fall sein könnte. Es gibt ein sehr schönes Beispiel aus der Debitoren-Buchhaltung – da sind die Mitarbeitenden selbst auf die Idee gekommen, Bots einzusetzen, die nun repetitive Aufgaben übernehmen, damit sie sich nützlicheren Dingen widmen können.
Stichwort „Dräger im Jahr 2030!“: Was haben Sie da vor Augen?
Wir machen Technik für das Leben in den Feldern, wie wir es heute schon tun, und haben unsere Kompetenzen in der Interoperabilität sowie Systemfähigkeit ausgebaut. Wir verdienen Geld mit datenbasierten Geschäftsmodellen, und sind deutlich profitabler als heute – eine EBIT-Marge von 10 Prozent sollte es schon sein, um bei kleineren Störungen nicht gleich auf Grund zu laufen.
Wann wird denn die sechste Dräger-Generation ihre Arbeit aufnehmen?
Sobald eines meiner Kinder es will und alt genug dafür ist. Ein Grundinteresse ist vorhanden. Gespräche dazu finden in einem bestimmten Zeitfenster statt. Das liegt noch vor uns.
Wie würden Sie denn eines Ihrer Kinder auf den Eintritt ins Unternehmen vorbereiten?
Jeder Übergang muss neu und individuell geplant werden. Das ist eine Lehre, die ich aus meinen Beobachtungen gezogen habe. Da lässt sich kein Konzept kopieren. In meinem Fall war es gut, dass ich nicht gleich in der Zentrale angefangen habe, sondern in Nordamerika: „From the outside in“, sozusagen.
Wenn sich die Leser eines aus diesem Interview merken sollten, was wäre das?
Dass es einen Unterschied zwischen Menschen gibt, die interessant sind, und jenen, die sich als solches inszenieren können. Und dass ich hoffentlich zu Ersteren zähle – in Richtung: Das, was der kann, das kann und will ich auch!
Gibt es noch etwas, das Ihnen sehr wichtig ist?
Ja, die Liebe! Ich meine jetzt nicht die zwischen Menschen, zur Natur oder ungarischer Salami (grinst) – sondern dass sie die Grundlage von allem ist, wenn wir etwas erreichen wollen.
Herr Dräger, vielen Dank für dieses Gespräch!
Interview: Björn Wölke Fotos: A. Wesenberg, P. Ohligschläger, H. Schaffrath Veröffentlichung: August 2023