Im Kern ist Kreativität ganz leicht
Kreativität ist nichts für Paradiesvögel. Zumindest nicht nur, erklärt Sönke Klose, Global Innovation Manager bei Dräger: „Jede und jeder besitzt Kreativität. Denn sie ist die ureigene Fähigkeit, mit der sich Menschen an ihre Umgebung anpassen. Diese Anpassung garantiert unser Überleben. Als Individuen, als Unternehmen und als Gesellschaft. Menschen sind einfach kreativ – evolutionsbedingt.“ Einfach kreativ – unter diesem Motto stand auch das Kreativitätsfestival bei Dräger. Aber ist kreativ sein wirklich einfach? „Das kommt darauf an, wie kompliziert wir es machen“, sagt Klose mit einem Augenzwinkern. „Ich bin davon überzeugt, dass Kreativität im Kern ganz einfach ist. Ich weiß es aus eigener Erfahrung in der Zusammenarbeit mit verschiedensten Teams bei Dräger und mit externen Kunden. Wir müssen uns nur darauf einlassen, uns die Zeit dafür nehmen.“
Kreativ sein braucht Zeit ...
Mit Kreativität wird es oft schwierig im Arbeitsalltag, der meistens von Zeitdruck geprägt ist und von dem dadurch ausgelösten Stress. Das äußert sich in Gedanken wie: Wenn wir uns jetzt die Zeit nehmen, um auf eine kreative Lösung zu kommen, dann fehlt sie uns nachher für die Umsetzung. Das Hauptproblem an solchen Gedanken ist: Wir haben sie so verinnerlicht, dass sie unbewusst ablaufen. So entsteht „automatisch“ die Entscheidung: Weitermachen wie bisher. Nicht aus Überzeugung, weil es die beste Lösung ist, sondern mangels Alternative. Sönke Klose kennt solche Mechanismen, die kreative Lösungen im Alltag blockieren. „Mehr vom Gleichen bringt uns bei neuen Herausforderungen nicht weiter. Genau deshalb ist es wichtig, kreativ sein zu üben. Damit wir schneller ins Handeln kommen und kreative Lösungen umsetzen,“ rät der Innovationsmanager.
... und schafft Zeitgewinn
Die Erfahrung aus vielen Innovations- und Kreativprojekten bei Dräger zeigt: Wer sich Zeit für den kreativen Prozess nimmt, ist mit der Lösung oft schneller in der Umsetzung. „Es lohnt sich also für Unternehmen, Zeit in kreative Prozesse zu investieren, weil sie damit am Ende – auch – Zeit sparen“, sagt Klose. „Letztlich ist das die Voraussetzung für Erfindergeist, Ingenieurwesen und eine Unternehmenskultur, die Industrieunternehmen wie Dräger groß gemacht haben.“ Jetzt komme es darauf an, diese Unternehmenskultur kreativ weiterzuentwickeln. Für Erfolg in einer Zukunft, die von immer mehr Automatisierung und immer kürzeren Innovationszyklen bestimmt wird. „Umso wichtiger ist es, dass wir Menschen unsere Stärken ausspielen – allen voran die Kreativität“, betont Klose.
„Mehr vom Gleichen bringt uns bei neuen Herausforderungen nicht weiter.“
Sönke Klose, Global Innovation Manager bei Dräger
Der kreative Prozess in vier Schritten
Und wie geht das nun, kreativ sein? Kloses Vorstellung basiert auf den „Four Stages of Creativity“ von Graham Wallas. Der britische Sozialpsychologe, Politikwissenschaftler und Pädagoge gehörte zu den Gründern der London School of Economics. Bereits 1926 beschrieb er in dem Buch „The Art of Thought“ ein vierstufiges Modell der Kreativität, das bis heute nachwirkt:
1. Die Vorbereitungsphase (Preparation) dient dazu, das Problem zu erkennen und relevante Informationen zu sammeln, um es zu definieren. Dieser Versuch, das Problem zu verstehen und zu analysieren, findet bewusst statt.
2. Während der Inkubation (Incubation) arbeitet das Unterbewusstsein weiter an dem Problem. Dabei kann es hilfreich sein, sich bewusst mit anderen Dingen zu beschäftigen – aufräumen zum Beispiel. In dieser Phase ergeben sich häufig plötzliche Einsichten.
3. Im Moment der Erleuchtung (Illumination) manifestiert sich eine neue Idee oder Lösung in Form eines „Geistesblitzes“.
4. Die Verifikation (Verification) besteht darin, die neue Idee zu prüfen, gegebenenfalls anzupassen – oder auch, sie zu verwerfen.
Und was braucht es für die Umsetzung? Vor allem Konsequenz, sagt Klose: „Zur Kreativität gehört das Vermögen, die Grenzen traditioneller Denkmuster und Handlungsweisen aufbrechen oder überschreiten zu können – und der Wille, dies auch zu tun.“ Ohne den Schritt von der Idee zur Tat, zum kreativen Schaffen, bleibt es bei kreativem Denken. Und das allein reicht nicht, um die nötigen Veränderungen zu schaffen.
Ein Trainingszentrum für Kreativität
Die gute Nachricht für alle: Kreativität kann man trainieren! Und dafür gibt es bei Dräger einen Ort: die Garage. Ein breites Angebot von Kreativitätsworkshops nach unterschiedlichen Methoden steht für die Mitarbeitenden von Dräger, aber auch für Kunden und Partner zur Verfügung. Das Kreativitätsfestival macht die vielen verschiedenen Ansätze erlebbar. „Wir wollen, dass Menschen sich begegnen, in einem Umfeld, in dem sie sich zeigen können, wie sie sind. Mit der Leichtigkeit und gleichzeitig mit der Tiefe, die es ihnen ermöglichen, kreative Potenziale zu erkennen und zu entfalten“, erklärt Klose. Die Bandbreite der Kreativitätsmethoden resultiert aus der Erkenntnis, dass unterschiedliche Herausforderungen nach unterschiedlichen Werkzeugen verlangen. „Unsere Aufgabe als Innovationsteam besteht darin, dass wir anderen helfen, die für sie am besten geeigneten Kreativitätsmethoden zu finden und zu implementieren.“ Dabei profitieren die Mitarbeitenden der Garage von einem großen Erfahrungsschatz – und von der Motivation durch viele erfolgreiche Kreativprojekte. Und hinterher bekommen Sönke Klose und sein Team oft Rückmeldungen wie diese: „Wie cool, zu sehen, was alles möglich ist, woran wir noch nie gedacht haben. Und jetzt tun wir es einfach!“
Text: Uwe Küll und Bernd Seidel Fotos: Dräger Veröffentlichung: September 2024