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Der Unbeirrbare

Der Österreicher Anton Schrofner ist Vorstandsmitglied der Drägerwerk AG & Co. KGaA und für die Medizintechnik verantwortlich –  für ihn ein Rund-um-die-Uhr-Job.

Herr Schrofner, wann startet bei Ihnen ein normaler Arbeitstag? 

Irgendwann zwischen 5 und 6 Uhr; es gibt auch Tage, da bin ich vor 5 im Büro.  

Muss das sein? 

Das ist mein Biorhythmus. Das war schon mit 15 so, auch mit 30 und 50 – bis heute.

Sie sind vor kurzem 60 Jahre alt geworden. Über welches Kompliment haben Sie sich an Ihrem Geburtstag besonders gefreut? 

„Er war mit 20 schon so, wie er mit 60 ist!“

Ihr Lieblingsessen, damals wie heute?  

Pasta mit Knoblauch, Olivenöl und getrockneten Chilischoten.  

Können Sie etwas besonders gut, auf das man nicht so schnell kommt? 

Ich habe einen grünen Daumen, also ein Talent für Gartenarbeit – und für Pflanzen! 

Ein Schlafmittel, das Sie empfehlen können, weil es wirkt, aber nicht süchtig macht? 

Wir haben zwei Hunde. Beide sind unglaublich lebensfroh. Ein Abendspaziergang mit ihnen gibt mir Kraft und ist unglaublich motivierend – auch um mal Stress und Frust abzubauen.

Wie halten Sie sich körperlich fit?  

Wenn ich in Österreich bin, gehe ich viel wandern, bergsteigen oder Ski fahren. Ansonsten gehe ich noch ins Fitnessstudio und fahre Mountainbike oder Rennrad. 

Ihr liebstes heimliches Vergnügen?  

Das ist schon der Motorradrennsport.  

Schönste Sache, die man sich für 5 Euro kaufen kann? 

Matchbox-Autos für meine drei Enkel.

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Anton Schrofner: „Gute Führung heißt auch, mit uneindeutigen Situationen souverän umgehen zu können.“

Was zeichnet eine gute und eine schlechte Besprechung aus?  

Eine gute Besprechung dauert nicht länger als eine Stunde und hat ein klares Ziel vor Augen. Die meiste Zeit wird rege diskutiert und um die beste Lösung gerungen – und nicht damit verbracht, Dutzende Folien durchzupeitschen. Schlechte Besprechungen sind die, in denen man nicht sofort auf den Punkt kommt; oder ewig lange einleitet und schwafelt, was das Zeug hält. (grinst)  

Wie sollten Führungskräfte mit Kritik von Mitarbeitenden umgehen? 

Sie sollten sie annehmen und nicht als persönlichen Angriff werten, was der überwiegenden Mehrheit nicht immer gelingt. Nachfragen, verstehen wollen, sacken lassen – ein, zwei Tage drüber schlafen. Und dann versuchen, etwas daraus zu machen. Das gelingt mir auch nicht immer, aber schon sehr viel besser als noch vor ein paar Jahren. (schmunzelt) 

Sollte eine Führungskraft den Mitarbeitenden dienen und wenn ja, wie könnte das aussehen? 

Das würde ich bejahen, doch nicht nur ihnen, sondern in erster Linie dem Unternehmen. Die Führungskraft sollte alles daransetzen, zudem Dinge bereit- und sicherstellen, dass Mitarbeitende ihren Job gut erledigen können. 

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?  

Das ist immer schwierig, sich selbst zu beschreiben. Mir haben in den vergangenen Jahrzehnten viele Menschen immer ein Bild mitgegeben – und das ist hängen geblieben: „Hart, aber herzlich“.  

Was macht eine gute Führungskraft aus?  

Gute Führung heißt in erster Linie, mit uneindeutigen und komplexen Situationen souverän umgehen zu können. Zudem glaube ich, wirklich gute Vorgesetzte werden nur die, die sich für Menschen interessieren und empathisch sind. Sie sollten sich nicht zu wichtig nehmen oder für unfehlbar halten und mit kritischem Feedback umgehen können. Ein guter Chef, oder eine gute Chefin, motiviert und erkennt die Potenziale des Teams. Das ist sicher das Schwierigste, jedem und jeder gerecht zu werden. Manche, auch ich, unterschätzen immer wieder, wie wichtig Lob und positive Rückmeldungen sind.  

Wann haben Sie zuletzt im Job gelobt?  

Gerade letzte Woche: einen Mitarbeiter für seinen unermüdlichen Einsatz und seine verlässliche wie gewissenhafte Arbeit.  

Veränderung beginnt bei einem selbst. Was ist Ihre größte Veränderung, in den vergangenen drei Jahren? 

Aufgrund der gestiegenen Komplexität habe ich mir angewöhnt, unterschiedliche und zum Teil auch schräge Denk- und Sichtweisen stärker einzubeziehen – und bei schwierigen Entscheidungen zu berücksichtigen. 

In welchem Maße war Ihr beruflicher Aufstieg vorgezeichnet? Anders gefragt: Wie viel Glück haben Sie gehabt? 

Ich hatte bei der Tecan-Gruppe in der Schweiz mit dem Eigentümer einen unglaublich tollen Förderer und Coach, zudem ein großes Vorbild. Ohne Mentor ist es deutlich schwieriger. Mein beruflicher Aufstieg hatte zu 80 Prozent mit engagierter und erfüllter Arbeit zu tun, 20 Prozent Glück waren auch dabei. 

Nach 13 Jahren bei Dräger, was haben Sie über die Menschen hier gelernt? 

Die Belegschaft ist sehr loyal und steht hinter unserer Leitidee, Technik für das Leben. Manche, denen ich begegnet bin, sind etwas unterkühlt, aber nicht im Sinne von distanziert: Emotionen werden leider selten gezeigt. Und es gibt eine große Gewissenhaftigkeit bis hin zur Detailverliebtheit. Wobei mir eine 80-Prozent-Lösung, die zeitnah angeschoben wird, immer lieber ist als eine 100-Prozent-Lösung, die drei Jahre dauert. Und doch: Am Ende des Tages sind wir alle mit dem Herzen dabei. 

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Medizintechnik-Vorstand Anton Schrofner ist durchaus selbstkritisch und spricht auch über seine Schwächen.

Macht es eigentlich einen Unterschied, ob Männer oder Frauen einen Bereich leiten? 

Nein, solange beide ein gutes Menschengespür haben und gute Führungskräfte sind. Dann ist eher entscheidend, wie man sich als Führungskraft verhält – und weniger, ob das eine Frau oder ein Mann ist. Unterschiede sehe ich eher im Verhalten zwischen Männern und Frauen, wenn sie in gemischten Teams arbeiten. 

Welche denn? 

Frauen sind meist vorsichtiger, zurückhaltender und weniger extrovertiert. Männer neigen dazu, Machtkämpfe oder Ränkespiele auszutragen. Teams mit Frauen sind erfolgreicher, das wirkt sich positiv auf den Geschäftserfolg aus. Gerade in Zeiten der Digitalisierung, wenn es verstärkt auf Empathie, Kreativität und Erfindergeist ankommt. 

Was tun Sie wirklich, um Frauen zu fördern?  

Wir hatten dazu im September 2023 einen intensiven Workshop – mit Frauen und Männern. Das war mir wichtig, denn wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen wollen, dann geht das nicht ohne Männer. Wir haben uns zunächst auf die BU Therapie konzentriert. Von den heutigen rund fünf Dutzend Führungskräften ist gerade mal eine Handvoll weiblich. Diese Zahl wollen wir in den kommenden zwölf Monaten verdoppeln.  

Wie wichtig sind Ihnen Diversität, Inklusion und Chancengleichheit, auch für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg?  

Das ist elementar! Beispiel: Fachkräftemangel. Der ist kein Schlagwort mehr, sondern einfach da. Wenn wir die Chancen, die damit einhergehen, nicht nutzen, dann werden wir ein Problem bekommen. Das meine ich ernst und ist nicht nur so dahergesagt.  


Herr Schrofner, vielen Dank für dieses Gespräch!


Interview: Björn Wölke    Fotos: Patrick Ohligschläger    Veröffentlichung: Dezember 2023

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