Zu Schiff und unter Wasser, unter Tage und im Tunnel: Dräger Engineered Solutions löst im Projektgeschäft auch komplexe Probleme für globale Kundschaft.
Es gibt vieles, für das Dräger bekannt ist – Atemschutz für Feuerwehrleute und Bergleute, Tauchausrüstung oder Gasmessgeräte ebenso wie Krankenhaustechnik, vom Inkubator über das Patienten-Monitoring bis hin zu Beatmungsgeräten für die Intensivstation. Unbekannter ist hingegen der Bereich Engineered Solutions. Was er Besonderes leisten kann, trägt er bereits im Namen: Lösungen – „Solutions“ – finden. Und das dank Engineering, der Ingenieurskunst also.
Am Standort von Dräger Engineered Solutions begrüßen feuerspeiende Drachen die Besucher: Zwei mobile „Fire Dragon“-Brandsimulationsanlagen warten auf ihren nächsten Einsatz bei den Feuerwehren – in Container eingebaut, mit Küche, Treppenhaus und Wohnbereich, mit regulierbaren Flammen und Rauchgeneratoren, die das Innere vollständig vernebeln können. Aufbauten auf dem Dach erlauben es, den richtigen Umgang mit solarelektrischen Modulen zu üben. Das Ganze ist ein Inferno auf Rädern, die Wehrfrauen und -männer können in voller Ausrüstung und unter Atemschutz darin trainieren. Seit Anfang 2022 führt Tilman Jaspar Kirchner bei Engineered Solutions die Geschäfte und eine gut hundertköpfige Mannschaft mit hoher Expertise im Projektgeschäft.
Ein paar Schritte weiter in einer großen Halle stehen Fluchtkammern. Sie bieten Schutz vor Feuer und anderen Gefahren, wo kein sofortiges Entkommen möglich ist: Im Bergbau oder in Verkehrstunneln. Zusätzlich sorgen sie dafür, dass hier reine Atemluft und Klimatisierung, Trinkwasser und Ausrüstung für die entscheidenden Stunden vorhanden sind, in denen die Retter sich zum Gefahrenort vorarbeiten. Die Fluchtkammern kommen in aller Welt zum Einsatz, sie sind individuell nach Kundenwunsch gebaut. Wo fester Fels es erlaubt, wie etwa bei einem Tunnelbauprojekt in Österreich, braucht es keinen Container. Man sprengt stattdessen eine sichere Höhle ins Gestein und Engineered Solutions stattet sie mit der bewährten Dräger-Technik aus.
Ortswechsel: Von den Gebirgen zur Küste und ins Jahre 2022, als Deutschland die Sorge um die Energieversorgung umtrieb. Flüssiggasterminals mussten gebaut werden, um die nationalen Speicher aufzufüllen. Eine erste schwimmende Anlage kam nach Wilhelmshaven,– die Gas von Tankschiffen übernimmt. Und auch dort braucht man Fluchtkammern, passend maßgefertigt und vor Ort installiert. Und es musste schnell gehen bei Engineered Solutions: Whiteboard-Skizzen vom 5. September 2022 sind stille Zeugen des Projektbeginns. Gut zwei Wochen später begann in Lübeck der Stahlbau, knapp einen Monat später erhielten sie ihre mattgraue Außenbeschichtung. Anfang November wurden sie dann mit Atemluft- und Klimatechnik und der Notfallausrüstung ausgestattet. Geprüft und abgenommen, konnten die bestellten Einheiten am 13. Dezember 2022 an Bord des Terminals in Betrieb gehen, nach nur drei Monaten Projektarbeit.
Wer Engineered Solutions-Technik in Bewegung sehen möchte, hat dazu im Hamburger Hafen Gelegenheit: Hier sorgt die „Branddirektor Westphal“, ein über 44 Meter langes Löschboot und Flaggschiff der Hamburger Feuerwehr, für Sicherheit. Als modernstes Schiff ihrer Art in ganz Europa ist sie auch schwierigen Gefahrgut-Lagen gewachsen, dank Schaum- und Wasserwerfern, die bis zu 180 Meter weit reichen. Damit die Besatzung geschützt arbeiten kann, hat Engineered Solutions das Boot mit einer Hermetisierungs-Anlage ausgestattet, der „Zitadelle“. Sie ist ein komplettes Gasschutz-System, so dass auch in Rauch und toxischen Wolken reine kühle Atemluft im abgeschlossenen Inneren der „Branddirektor Westphal“ für den Einsatz zur Verfügung steht.
Engineered Solutions fertigt viele Unikate, kann aber auch Serie, gegebenenfalls individuell angepasst – zum Beispiel Waschmaschinen. Natürlich keine Waschmaschinen im landläufigen Sinne. Drägers Waschmaschinen sind mannshoch und kommen dann zum Einsatz, wenn der Fire Dragon bereits „Feierabend“ hat: „Brandgase enthalten toxische und krebserregende Substanzen, die sich im Einsatz auf Kleidung und Ausrüstungsgegenständen absetzen – die Reinigung ist für Einsatzkräfte eine ständige Aufgabe“, sagt Kirchner. „Also haben wir eine Maschine entwickelt, die das automatisiert erledigt.“
Wie aber finden Kunden mit höchsten Anforderungen zu Engineered Solutions? Monja Weidner, Teamleiterin des Bid-Managements, kennt alle Feinheiten und Fallstricke internationaler Ausschreibungsverfahren: „Wir bedienen die Welt“, sagt sie, „und damit Regionen mit diversen Sprachen sowie unterschiedlichen Rechtsvorschriften und technischen Standards.“ Es hilft dabei natürlich, einem namhaften Unternehmen anzugehören, das auf allen Kontinenten gut vertreten und vernetzt ist. Macht das zufrieden? Was sind die Glücksmomente im Alltag eines Teams, das von Spezialtechnik bis hin zur echten Maßfertigung alles kann? Für Monja Weidner ist die Antwort klar: „Wenn das, was wir gebaut haben, in Betrieb geht. Wir haben gemeinsam an einer Lösung gearbeitet, die es früher nicht gab. So etwas spricht sich herum!“
Autor: Silke Umbach Fotos: Patrick Ohligschläger Veröffentlichung: Dezember 2023