
In Aufbruchstimmung
Wasserstoff soll in der Energiewende eine Schlüsselrolle einnehmen – die dafür entscheidende Infrastruktur befindet sich vielerorts im Aufbau. Als Business Development Managerin Clean Energy für Dräger Safety UK kann Megan Hine den Übergang zu grünen Energiequellen mitgestalten.
Wenn Megan Hine Karten der Nordsee von ihrem Büro in der schottisch Hafenstadt Aberdeen aus studiert, sieht sie vor allem eines: Jede Menge Gelegenheiten, um die Energiewende voranzutreiben. Die 36-jährige Britin ist bei Dräger Safety UK als Business Development Managerin Clean Energy dafür verantwortlich, Unternehmen in der Öl- und Gasbranche, Energieerzeugern sowie Start-ups dabei zu unterstützen, fossile Rohstoffe (wie Erdgas und Erdöl) durch erneuerbare Energiequellen (wie Windkraft und grün erzeugtem Wasserstoff) abzulösen – und ihre Prozesse nach neuesten Sicherheitsstandards zu gestalten. Auch mithilfe von Dräger-Gasmesstechnik.
Allein in der Nordsee und auf der europäischen Seite des Atlantiks sind mindestens zehn große Offshore-Anlagen zur Umwandlung von Windenergie in Wasserstoff als Speichermedium geplant, mehrere davon vor der Küste Schottlands. „Bei Clean Energy geht es nicht notwendigerweise um eine komplett neue Branche, sondern um die Transformation bestehender Industrien und die Entstehung neuer Sparten, die diese Entwicklung fördern”, erklärt Hine. „In vielen Fällen ist Wasserstoff die Antwort auf die Frage, wie etwa Stahlwerke ihren enormen Heizbedarf decken und dafür grüne Energie im großen Stil speichern können.” Zur Abscheidung und Einlagerung des Treibhausgases Kohlendioxid kommt nun Wasserstoff als neuer Risikofaktor hinzu. „Viele Unternehmen“, sagt Hine, „sind mit den Details zur Überwachung des extrem flüchtigen und entzündbaren Gases noch nicht vertraut, das als Energieträger eine große Rolle spielen wird.“
Diese Wissenslücke versucht Hine mit regelmäßigen Vorträgen bei Kunden zu schließen. An interessierten Gesprächspartnern mangelt es nicht. Dazu gehören eine Reihe großer britischer Ingenieurbüros, die an strategischen Energieprojekten im Vereinigten Königreich arbeiten. Dazu zählen Machbarkeitsstudien zur Umstellung der herkömmlichen Salzkavernenspeicherung von Erdgas auf Wasserstoff und andere Projekte zur Sicherung der Energieversorgung. Der jüngste Einmarsch Russlands in der Ukraine hat einen Betreiber und Dräger-Kunden dazu veranlasst, die 2017 stillgelegten geologischen Erdgasspeicher wieder in Betrieb zu nehmen, und er hat eine Machbarkeitsstudie zur Umstellung auf Wasserstoffspeicherung an einen Kunden vergeben.
Großinstallationen mit Dräger-Messtechnik betrachtet sie als wichtige Meilensteine. So wurde im Januar 2021 die weltweit zweitgrößte Installation mobiler Gasmessgeräte im Sullom Voe-Terminal auf den Shetland-Inseln in Betrieb genommen. „Wir haben dort Dutzende GS01 samt drahtloser ISA100 Infrastruktur installiert, zudem weitere GS01 in einem örtlichen Kraftwerk.” ISA100 ist ein Protokoll für drahtlose Netzwerke, das als IEC Standard 62734 international anerkannt ist und von der International Society of Automation (ISA) entwickelt wurde. Der Großauftrag ermöglichte es Hine und ihren Kollegen, das weltweit erste Pilotprojekt von Dräger für drahtlose Pulsar 7000 und Flame 1500-Geräte auf den Orkney-Inseln zu realisieren. Obendrein gibt es zahlreiche Energieerzeuger, die ihre Windfarmen um Wasserstoff-Elektrolyse und -Speicher erweitern und bislang nicht mit Feuer- und Gasgefahren umgehen mussten. „Das bietet uns verschiedene Möglichkeiten, sie bei ihren Vorhaben zu unterstützen”, sagt Hine.
In Zukunft werden zahlreiche andere Energieerzeuger, die sich bisher nicht mit Brand- und Gasgefahren auseinandersetzen mussten, ihre Windparks um die Wasserstoff-Elektrolyse und -Speicherung erweitern. "Dies bietet uns die Möglichkeit, sie bei ihren neuen Unternehmungen zu unterstützen", sagt Hine.
Zwei Dräger-Gasmessgeräte spielen bei Ihrer Arbeit eine gewichtige Rolle. Einmal das GS01, das die drahtlose Messung von brennbaren Kohlenwasserstoffgasen und -dämpfen „revolutioniert" hat, wie Hine es formuliert. „Wenn ich eine neue Anlage baue, kann ich einfach überall Kabel verlegen. Bei Bohrinseln, die Jahrzehnte alt sind, ist das deutlich schwieriger – sie lassen sich aber drahtlos im Handumdrehen vernetzen – ohne Kilometer lang Kabel zu verlegen.”
Als ein für die Energiewende relevantes Gerät verweist sie auch auf das Dräger X-Node System zur kontinuierlichen Überwachung der Konzentration eines Gases. Messwerte können über ein so genanntes LoRa-Netzwerk über weite Strecken in Echtzeit in eine Datenbank und per Bluetooth auf mobile Endgeräte übertragen werden. „Das Großartige daran ist, dass wir es mit Kunden in völlig neue Richtungen weiterentwickelt haben – und künftig weiterentwickeln wollen.” Selbst Anwendungen beim Verbrauch von Wasserstoff in privaten Haushalten seien denkbar, so Hine. „Wir haben im 3D-Drucker ein neues Gehäuse hergestellt, um einen akustischen Alarm hinzuzufügen. Das zeigt, wie vielseitig damit umgegangen werden kann”, schwärmt Hine. „Probleme zu lösen, kann richtig süchtig machen – und glücklich.“
Text: Steffan Heuer Fotos: Ross Johnston/NewslineMedia Veröffentlichung: November 2023