Krebserregende Stoffe am Arbeitsplatz—
Studien schätzen weltweit mehr als 700.000 Todesfälle pro Jahr aufgrund von berufsbedingten Krebserkrankungen.1,2
Die Schuldigen sind cancerogene, also krebserzeugende Stoffe: Eine Vielzahl von Substanzen, die nach der Exposition Krebs verursachen können. Die gute Nachricht ist, dass Krebs durch berufsbedingte Karzinogene vermeidbar ist. In den letzten Jahrzehnten sind die Sicherheitsvorschriften und Arbeitsplatzgrenzwerte für Benzol und weitere krebserregende Stoffe am Arbeitsplatz immer strenger geworden. Dies ist eine wachsende Herausforderung für Unternehmen weltweit. Aber präzise Messtechniken, intelligente Messstrategien und geeignete Schutzlösungen können Ihnen helfen, diese zu meistern – und das sogar kostengünstig. Das risikobezogene Maßnahmenkonzept TRGS 910 gibt dafür Anhaltspunkte.

Berufsbedingter Krebs ist verbreiteter als bisher angenommen
Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass die berufsbedingte Exposition gegenüber krebserregenden Stoffen weltweit zwischen 5,3 und 8,4 Prozent aller Krebserkrankungen verursacht.3 In der EU wird bei über 120.000 Menschen pro Jahr Krebs diagnostiziert, der durch frühere Belastung mit krebserzeugenden Gefahrstoffen am Arbeitsplatz verursacht wird.4
Arbeitsplatzgrenzwerte: Gefährdungsszenarien bei der Arbeit

Das Öffnen von Klappen und Ventilen sowie das Anschließen von Schläuchen ist der gefährlichste Schritt bei Verlade- und Umfüllvorgängen, da gefährliche krebserregende Stoffe freigesetzt werden können.

Wenn Arbeitnehmer in Gefahrenbereichen Geräteanzeigen überprüfen müssen, können sie giftigen oder krebserzeugenden Stoffen wie Benzol oder Ethylenoxid ausgesetzt sein, die über Arbeitsplatzgrenzwerten liegen.

Ein plötzlicher Anstieg krebserregender toxischer Gase in engen Räumen kann Arbeitnehmer gefährden.

Ein unbeabsichtigtes Austreten von karzinogenen Stoffen ist in Lagerräumen niemals ausgeschlossen.

Die Arbeit mit krebserzeugenden Stoffen in Forschungslabors kann zu einer kurzfristigen übermäßigen Exposition führen.
Hohes Risiko für berufsbedingte Krebserkrankungen
Ca. 3 bis 6 % aller Krebsfälle entstehen durch cancerogene Stoffe am Arbeitsplatz.⁵ ⁶
Europa: Mehr als 100.000 Menschen sterben jedes Jahr durch arbeitsplatzbedingten Krebs.⁷
USA: Jährlich bis zu ca. 90.000 Neuerkrankungen und ca. 30.000 arbeitsbedingte Todesfälle.⁸

TRGS 910: Sinkende Grenzwerte für krebserregende Stoffe – eine wachsende Herausforderung
Geringere Arbeitsplatzgrenzwerte für Benzol und andere krebserzeugende Stoffe stellen Unternehmen in ganz Europa vor neue Herausforderungen: Sie müssen selbst kleinste Stoffkonzentrationen zur eigenen Überwachung und Kontrolle zuverlässig messen. Gründe dafür sind unter anderem die Verschärfung der EU-Richtlinie 2004/37/EG über den Schutz der Arbeitnehmer gegen Gefährdung durch Karzinogene oder Mutagene bei der Arbeit sowie die Senkung der Akzeptanzkonzentrationen nach der deutschen TRGS 910 („Risikobezogenes Maßnahmenkonzept für Tätigkeiten mit krebserzeugenden Gefahrstoffen“).
Nachweis und Dokumentationspflicht des Arbeitgebers
Wenn Arbeitsplatzgrenzwerte für einzelne Gefahrstoffe abgesenkt werden, hat das für Arbeitgeber oft weitreichende Konsequenzen. Sie müssen nachweisen können, dass sie die niedrigen Grenzwerte einhalten, und dies langfristig dokumentieren.
Jede Absenkung von Arbeitsplatzgrenzwerten löst in Unternehmen neue Entscheidungen und Aktionen aus, etwa
- das Überarbeiten von Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen und Erlaubnisscheinen,
- den Umstieg auf weniger gefährliche Substanzen,
- das Umgestalten von Arbeitsplätzen,
- das Überprüfen betriebsärztlicher Präventionsprogramme,
- die Neueinteilung von Schichtlängen und -plänen und
- das Anpassen von Arbeitsplatzkontrollmechanismen und -routinen

Die Zeit läuft
Krebserregende Stoffe sind die ›Zeitbomben‹ unter den Gefahrstoffen am Arbeitsplatz. Viele karzinogene Stoffe entfalten erst Jahre nach der Exposition ihre tödliche Wirkung. Ein immer noch häufig unterschätztes Risiko für die Arbeitnehmer – und eine enorme Herausforderung für den Arbeitsschutz. Dabei lassen sich berufsbedingte Krebserkrankungen durch Überwachungs- und Schutzmaßnahmen vermeiden.

Ein beispielhaftes Konzept zur Risikominimierung bei Benzolexposition
Für krebserregende Stoffe wie Benzol lassen sich in der Regel keine Höchstgrenzen, also Arbeitsplatzgrenzwerte angeben, deren Unterschreitung eine Beeinträchtigung der Gesundheit komplett ausschließen würde. Gar kein Kontakt wäre hier immer das Beste – immerhin stellt Krebs mit einem Anteil von 53 % die häufigste arbeitsbedingte Todesursache innerhalb der EU dar.10 Da sich aber Tätigkeiten mit Benzol – gerade in der chemischen Industrie – häufig nicht vermeiden lassen, gelten EU-weit besondere Schutzmaßnahmen. Vorreiter bei der Umsetzung dieser für krebserregende Substanzen besonders strengen Richtlinie über Karzinogene und Mutagene (2004/37/EG) ist Deutschland. Dort leitet sich das Sicherheitskonzept für Benzol-Arbeitsplätze aus dem sogenannten Risiko-Akzeptanz-Konzept ab – einem Ampelprinzip: Es unterscheidet zwischen einem hohen (Rot), mittleren (Gelb) und geringen Risiko (Grün). Die Grenze zwischen hohem Risiko und mittlerem Risiko wird als Toleranzrisiko bezeichnet. Das Toleranzrisiko entspricht einem statistischen zusätzlichen Krebsrisiko von 4:1.000. Das heißt, bei diesem Risiko besteht statistisch die Wahrscheinlichkeit, dass von 1.000 während des gesamten Arbeitslebens exponierten Personen vier an Krebs erkranken.

Erfahren Sie mehr über krebserregende Stoffe bei der Arbeit
Wie werden Substanzen als krebserzeugend eingestuft? Wie wirken verschiedene karzinogene Stoffe im menschlichen Körper? Und wie effektiv ist die Senkung der Arbeitsplatzgrenzwerte für karzinogene Stoffe am Arbeitsplatz? Dieses E-Book dient als Ausgangspunkt – mit einer Liste der häufigsten krebserregenden Stoffe in der chemischen Industrie und einem Überblick über verschiedene Messansätze und geeignete Schutzausrüstung.
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Die Exposition gegenüber krebserzeugenden Stoffen ist eine langfristige Gefahr. Unternehmen sind verpflichtet, die durchgeführten Arbeiten, die Anzahl ihrer exponierten Mitarbeiter sowie etwaige Auftragnehmer und die Messergebnisse detailliert zu dokumentieren. Es müssen Datensätze über alle persönlichen Expositionsniveaus von Karzinogenen am Arbeitsplatz während des gesamten Berufslebens eines Mitarbeiters verwaltet werden. Neue, innovative webbasierte Technologien machen das Datenmanagement einfacher als je zuvor.
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Wenn es offensichtlich ist, dass die Exposition gegenüber karzinogenen Stoffen am Arbeitsplatz trotz aller Vorsichtsmaßnahmen unvermeidbar ist, muss persönliche Schutzausrüstung (PSA) verwendet werden. Chemikalienbeständige Schutzkleidung verhindert, dass Dämpfe und Partikel über die Haut aufgenommen werden. Atemschutzgeräte und Filter schützen die Lunge vor Toxinen.

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Typische krebserzeugende Stoffe in der chemischen und petrochemischen Industrie
Benzol, Ethylenoxid, 1,3-Butadien, Acrylnitril: Trotz aller technischen Fortschritte ist die Verwendung einiger Arten von krebserregenden Stoffen für die Herstellung einiger Produkte unverzichtbar. Informieren Sie sich über die effizienten Messstrategien und den Schutz vor karzinogenen Stoffen.

Benzol: entflammbar, giftig und krebserregend
Benzol ist ein krebserregender Gefahrstoff, für den äußerst niedrige Arbeitsplatzgrenzwerte gelten. Mitarbeiter müssen vor jeglicher Exposition bestmöglich geschützt werden.
Benzoldämpfe bilden mit Luft explosionsfähige, schwere Gemische. Sie wälzen sich am Boden entlang und können bei Zündung über weite Strecken zurückschlagen. Im Brandfall entstehen CO und CO2.
Die Detektion des aromatischen Kohlenwasserstoffs ist nicht einfach – insbesondere in niedrigen Konzentrationen und als Bestandteil von Gemischen. Mit der richtigen Messstrategie und -technik jedoch gelingt der Nachweis in der Praxis.

Acrylnitril: akut toxisch, krebserregend und explosiv
Acrylnitril ist ein krebserregender Stoff mit gleichzeitig akut toxischer Wirkung, da es tödliches Cyanid bilden kann. In Kontakt mit Stoffen wie Brom, Chlor oder starken Basen besteht Explosionsgefahr.
Bei Raumtemperatur ist Acrylnitril eine hellgelbe, flüchtige Flüssigkeit mit stechendem Geruch.10
In der Regel erfolgen Acrylnitrilsynthese und seine Weiterverarbeitung in geschlossenen Systemen. Eine kontinuierliche Gasbereichsüberwachung warnt rechtzeitig bei Leckagen. Für Acrylnitril gelten international äußerst niedrige Arbeitsplatzgrenzwerte.

1,3-Butadien: brennbar, toxisch und krebserregend
Konzentrationsansammlungen von 1,3-Butadien sind aufgrund der Farblosigkeit mit bloßem Auge nicht erkennbar. Da 1,3-Butadien schwerer ist als Luft, sammelt es sich am Boden an. Es entwickelt beim Einatmen hoher Dosen eine narkotisierende Wirkung. In Verbindung mit Luft bilden sich explosive Gemische.
Zum Schutz der Mitarbeitergesundheit ist die berufsbedingte Exposition mit 1,3 Butadien unbedingt zu vermeiden. Das setzt eine stringente Arbeitsplatzüberwachung voraus.

Ethylenoxid: giftig, explosiv und krebserregend
Ethylenoxid kann trotz seines typischen Geruchs erst in sehr hohen Konzentrationen vom menschlichen Riechorgan wahrgenommen werden. Gleichzeitig können hohe Dosen bereits letal wirken. Da sich Ethylenoxid schon bei geringen Temperaturen entzünden kann, ist auf eine wärmestrahlungsarme Umgebung zu achten.
Zum Schutz der Mitarbeitergesundheit ist die berufsbedingte Exposition mit Ethylenoxid unbedingt zu vermeiden. Das setzt eine stringente Arbeitsplatzüberwachung voraus.

Vinylchlorid: toxisch, explosiv und krebserregend
Vinychlorid-Monomer (VCM) auch Chlorethen, Monochlorethylen oder Clorethylen genannt, ist ein krebserregender Gefahrstoff, für den äußerst niedrige Arbeitsplatzgrenzwerte gelten. Mitarbeiter müssen vor jeglicher Exposition bestmöglich geschützt werden.

Epichlorhydrin: toxisch, explosiv und krebserregend
Epichlorhydrin ist eine krebserregende, leicht entzündbare Flüssigkeit, die wasserlöslich und flüchtig ist. Epichlorhydrin-Dämpfe sammeln sich am Boden, da sie schwerer sind als Luft. Der Gefahrstoff ist toxisch und steht im Verdacht, zu Krebserkrankungen zu führen (Einstufung: Karz. 1B).21
Kontakt mit Dräger aufnehmen—

Quellen
1 National Institute of Occupational Safety and Health, USA | https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4551060/
2 Number of deaths by cause. (n.d.). Retrieved 6 May, 2020,
from https://ourworldindata.org/grapher/annual-number-of-deaths-by-cause
3 Hämäläinen P, Takala J, Kiat TB. Global Estimates of occupational Accidents and work-related Illnesses 2017, Workplace Safety and Health Institute, 2017, p. 15.
http://www.icohweb.org/site/images/news/pdf/Report%20Global%20Estimates%20of%20Occupational%20Accidents%20and%20Work-related%20Illnesses%202017%20rev1.pdf
4 National Institute for Public Health and the Environment. (n.d.). Work-related cancer in the European Union. Retrieved from https://www.rivm.nl/bibliotheek/rapporten/2016-0010.pdf
5 Straif K. The burden of occupational cancer. Occupational and Environmental Medicine. 2008;65(12):787-788
6 Driscoll T, Takala J, Steenland K, et al. 2005. Review of estimates of the global burden of injury and illness due to occupational exposures. Am J Ind Med 48:491-502
7 Figures of the European Trade Institute (ETUI) at https://www.etui.org/Topics/Health-Safety/Occupational-cancers (Accessed: October 31, 2016)
8 Centers for Disease Control and Prevention. U.S. Cancer Incidence Statistics: an Interactive Atlas. https://nccd.cdc.gov/DCPC_INCA/. (Accessed October 29, 2016)
9 http://www.nis.nrw.de/publik/1/wirk.html; Abruf: 20.04.2017
10 BASF Medizinische Leitlinien bei akuten Einwirkungen von chemischen Substanzen, https://www.basf.com/documents/corp/de/sustainability/employees/occupational-medicine/medical-guidelines/Acrylnitril_C_BASF_medLeitlinien_D007.pdf, Seite 1–2, accessed: 04/09/18
11 Informationsblatt zu Acrylnitril, http://www.dguv.de/medien/ifa/de/fac/erb/stoffliste/stoffblatt_acrylnitril.pdf; Seite 2, accessed: 04/09/18
12 GESTIS-Stoffdatenbank, Stichwort Acrylnitril, http://gestis.itrust.de; accessed: 04/09/18
13 http://www.chemie.de/lexikon/Butadien.html; Abruf: 31.08.2017
14 http://www.spektrum.de/lexikon/chemie/kautschuk/4818: Abruf: 31.08.2017
15 https://www.osha.gov/SLTC/butadiene/healtheffects.html; Abruf: 31.08.2017
16 Quelle: GESTIS-Stoffdatenbank; www.gestis.de; Abruf: 31.08.2017
17 http://muniche.linde.com/.../SDS_SG_056_DE_DE.PDF; Abruf: 01.09.2017
18 https://echa.europa.eu/de/substance-information/-/substanceinfo/100.000.756; Abruf: 06.09.2017
19 www.gestis.de; Abruf: 14.09.2017
20 http://bmjopen.bmj.com/content/3/6/e002785; Abruf: 19.09.2017
21 https://www.basf.com/documents/corp/de/.../Epichlorhydrin_C_BASF_medLeitlinien_D022.pdf; Abruf: 23.08.2018
22 https://www.dguv.de/ifa/gestis/gestis-stoffdatenbank/index.jsp; Abruf: 08.08.2018



















